Integrierte Wartungsplanung als Alternative für veraltete Software-Modelle
Das Szenario trifft zur Zeit so viele Unternehmen: Die aktuelle Software wird nicht mehr supportet, der Software-Anbieter offeriert eine nicht gerade günstige Migration in eine Cloud an. Was können Formen sein, damit umzugehen? In der chemischen Industrie bietet sich die Zusammenführung von Inventarverwaltung und Wartungsplanung in einer einheitlichen Softwarelösung als strategische Alternative an. Diese Integration löst nicht nur das Problem veralteter Systeme, sondern optimiert gleichzeitig Sicherheitsüberprüfungen, Wartungsabläufe und die Verwaltung von Schutzausrüstungen.
Die ganzheitliche Betrachtung der Betriebssicherheit erfordert eine kontinuierliche Überwachung von Arbeitsmitteln, Inventar, Mitarbeiterqualifikationen und Lagerhaltung. Separate Softwareprodukte oder gemischte analog-digitale Verwaltungsstrukturen erzeugen Reibungsverluste an den Schnittstellen. Eine konsolidierte Lösung beseitigt diese Ineffizienzen. Inspektionen und zeitgerecht durchgeführte Instandhaltungsmaßnahmen gewährleisten einen störungsfreien Betrieb – ein entscheidender Faktor für Sicherheit und Produktivität in chemischen Produktionsanlagen.
Strukturierte Erfassung durch systematische Kategorisierung
Die einheitliche digitale Erfassung unterschiedlichster Betriebsmittel plus integrierter Wartungsplanung stellt besondere Anforderungen an die Systemarchitektur. Verbaute Maschinen und Anlagen, transportable Werkzeuge, Flurförderfahrzeuge sowie Infrastrukturkomponenten wie Heizungs- und Beleuchtungssysteme erfordern eine flexible Kategorisierung.
Ein bewährter Ansatz strukturiert Betriebsmittel in hierarchisch gegliederte Oberkategorien mit definierten Eigenschaften. Eine Oberkategorie wie „Maschinen“ umfasst beispielsweise technische Details, Standortinformationen und Verantwortlichkeiten. Untergeordnete Kategorien differenzieren nach Produktions- oder Logistikbereichen. Durch systematische Vererbung übernehmen untergeordnete Objekte die Eigenschaften ihrer übergeordneten Elemente.
Wartungsaktivitäten werden als definierte Aktionen flexibel auf verschiedenen Hierarchieebenen hinterlegt. Tägliche Sichtprüfungen gelten möglicherweise für alle Maschinen, während elektrische Prüfungen nach DGUV V3 nur spezifische Anlagen in festgelegten Intervallen betreffen. Das System ordnet erforderliche Wartungs- und Prüftermine automatisch zu, sobald ein Betriebsmittel einer Kategorie zugewiesen wird.
Die Bildung von Verbünden ermöglicht die logische Gruppierung zusammenhängender Anlagen. Arbeitsmittel lassen sich nach räumlichen Kriterien in Produktionsabschnitten oder nach funktionalen Abhängigkeiten verknüpfen. Die Wartungsplanung zeigt dadurch Terminüberschneidungen auf und ermöglicht die Koordination von Instandhaltungsarbeiten zur Minimierung von Produktionsunterbrechungen.
Technologische Integration: Cloud-Systeme und intelligente Sensorik
Cloud-basierte Systeme gewährleisten die standortunabhängige Verfügbarkeit zentral verwalteter Datenbestände. Web-Anwendungen ermöglichen den Zugriff von verschiedenen Endgeräten – Smartphones und Tablets eingeschlossen. Mitarbeitende arbeiten flexibel mit dem System, ohne das Unternehmensnetzwerk öffnen zu müssen. Die eigenständige Verfügbarkeit über gesicherte Cloud-Server erhöht die Flexibilität bei gleichzeitiger Datensicherheit.
Die Integration intelligenter Sensoren erweitert die Automatisierungsmöglichkeiten erheblich. Wartungsintervalle hängen nicht ausschließlich von festen Zeitplänen ab. Vernetzte Sensoren erfassen relevante Parameter kontinuierlich: GPS-Tracker lokalisieren mobile Arbeitsmittel, Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren überwachen Umgebungsbedingungen, Distanzsensoren messen Abnutzungserscheinungen. Die batteriebetriebenen Geräte kommunizieren über spezielle Funkprotokolle wie LoRaWAN (Long Range Wide Area Network) mit dem Inventarsystem.
Die digitale Dokumentenverwaltung vervollständigt das integrierte System. Formulare werden digital ausgefüllt, Bilder und Scans direkt eingebunden. Jedes Arbeitsmittel verfügt über eine vollständige digitale Historie durchgeführter Wartungsmaßnahmen. Die sofortige Verfügbarkeit aller Dokumente vereinfacht Kontrollprozesse und macht physische Archive überflüssig. Mitarbeitende prüfen den ordnungsgemäßen Zustand der Arbeitsmittel zu Arbeitsbeginn digital. Bei Kontrollen stehen alle erforderlichen Nachweise unmittelbar zur Verfügung.
Die Integration von Personalinformationen vervollständigt den ganzheitlichen Ansatz. Digitale Personalakten in geschützten Systembereichen dokumentieren Qualifikationen, Schulungen und Zertifizierungen. Das System prüft automatisch die Berechtigung von Mitarbeitenden für spezifische Arbeitsmittel. Der integrierte Schulungsplaner verwaltet Termine für Aus- und Fortbildungen. Interne Anweisungen und Sicherheitsunterweisungen werden systematisch organisiert und dokumentiert. Diese umfassende Betrachtung von Mensch, Maschine und Prozess bildet das Fundament einer wirksamen Compliance-Strategie in der chemischen Industrie.
Quelle: Fachzeitschrift „Chemie Technik“
Foto: Zamrznuti tonovi