Digitaler Zwilling in der Chemieindustrie: Prozessoptimierung durch Enhanced-Reality
Die Zeiten, in denen Anlagenfahrer 20 Jahre lang dieselbe Anlage bedienten, sind nicht nur in der Chemieindustrie vorbei. Dazu kommt, dass bald eine ganze Generation erfahrener Fachkräfte in Rente gehen wird. Die Branche steht zudem ständig vor neuen Herausforderungen, um effizienter, sicherer und nachhaltiger zu produzieren. Durch die fortschreitende Digitalisierung ergeben sich jedoch auch neue Möglichkeiten: Qualifikation, Enhanced-Reality und digitale Zwillinge sind hierbei entscheidende Faktoren, um diesen Wandel erfolgreich zu gestalten.
In der Chemieindustrie ist es daher von entscheidender Bedeutung, dass Fachleute und Entscheider kontinuierlich ihre Kompetenzen erweitern und sich mit den neuesten Entwicklungen vertraut machen. Eine solide Qualifikation ermöglicht es den Mitarbeitern, die Vorteile neuer Technologien zu nutzen und die digitale Transformation in der Chemieindustrie voranzutreiben. Damit einher geht gegenwärtig, dass die Anforderungen an Personal steigen, Personal, das nicht einfach zu finden ist – Stichwort Fachkräftemangel. Dieses muss zudem eine größere Komplexität beherrschen und größere Arbeitsbereiche abdecken, schreibt Dr. Susanna Voges im Fachmagazin „ProCess“.
Die Realität in der Branche zeigt, dass Anlagenbetreibern häufig keine andere Wahl bleibt, als Quereinsteiger ohne eine stimmige fachliche Grundausbildung zu engagieren. Enhanced Reality, eine Kombination aus Augmented-Reality und Virtual-Reality, bietet für diesen Fall große Potenziale zur Verbesserung von Prozessen und Schulungen. Durch die Simulation realistischer Arbeitsumgebungen können Mitarbeiter in sicherer Umgebung geschult und bestehende Prozesse optimiert werden.
Folgen, Lösungen und Prozessoptimierung
Die Folgen dieser mangelnden fachlichen Ausbildung sind vielfältig und variieren je nach Situation des Betriebs. So kann es sogar zu ungeplanten Anlagenstillstand aus Personalmangel kommen – nicht unbedingt weil generell zu wenig Personal da wäre, sondern weil Personal mit den spezifischen Kenntnissen fehlt. Darüberhinaus fühlen sich neue Mitarbeiter eventuell sogar allein gelassen und überfordert. Eine unzureichende betriebliche Einarbeitung führt denn auch nicht zuletzt zu einer Häufung von Bedienfehlern, die wiederum Umwelt- und Gesundheitsrisiken sowie ungeplante Anlagenausfälle und kostspielige Reparaturen nach sich ziehen können.
Der digitale Zwilling, verbunden mit Enhanced-Reality-Anwendungen, ist eine virtuelle Repräsentation einer physischen Anlage, die es ermöglicht, Prozesse zu simulieren, zu überwachen und zu optimieren. Mitarbeiter können so praktisches Wissen wie eine Anlage zu bedienen ist, Schritt für Schritt erlernen, ohne dass Ressourcen verbraucht werden oder gar Störungen entstehen. Eine entsprechend geringere Fehlerquote ist zudem für beide Seiten – Unternehmen wie Mitarbeitern – nützlich und förderlich.
Mit Hilfe von VR-Brillen und fotorealistischen Darstellungen wird es zusätzlich möglich, Anlagen virtuell zu betreten, um Wartungsarbeiten zu planen oder Störungen zu beheben. Durch den Einsatz von digitalen Zwillingen und Enhanced-Reality können Entscheider und Fachleute schnell auf Veränderungen in den Prozessen reagieren und so die Produktivität steigern. Ebenso lassen sich diese Modelle nutzen, um neue Anlagen und Verfahren zu testen, bevor sie in der Realität umgesetzt werden.
Foto: Monopoly919